Zwischen Kuhmist, Rosen und 300 Volontären aus aller Welt: Das Landwirtschaftspraktikum der Klasse 10 B

Als Weltenbürger gehört es dazu, die eigene Komfortzone zu verlassen. Nichts prägt uns mehr als der Raum jenseits der Gemütlichkeit. Mit meiner Klasse und unserer Gartenbaulehrerin Frau Jobs besuchte ich den Michaelshof in Sammatz – eine lebendige Hofgemeinschaft, die aus 250 Menschen besteht und Volontäre aus aller Welt willkommen heißt. Der Hof bietet nicht nur Stallungen und Gärten, sondern auch ein Cafe, ein Kinderheim, eine Bäckerei und eine Meierei.

Rudolf Steiner vertrat die Ansicht, dass das Schicksal der Pflanzenwelt eng mit dem Schicksal des Menschen verknüpft sei. Ohne den richtigen Umgang mit der Erde könne kein wahres Gedeihen des Menschen erreicht werden.

Die Hofregeln in Sammatz sind klar und unmissverständlich: Die Achtung der Würde von Menschen, Tieren, Pflanzen und unserer Erde im Allgmeinen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens. Gewalt gegenüber Menschen, Tieren oder Sachen ist auf dem Hof ausgeschlossen.

Für viele unserer Schülerinnen und Schüler, die meist in der Stadt leben, ist die Landwirtschaft eine ferne Welt. Oft wird sie mit weniger attraktiven Dingen assoziiert: durchdringende Gerüche, frühes Aufstehen, schwere Arbeit und „null“ Urlaub. Dazu kommen die negativen Folgen der modernen Agrarindustrie: Massentierhaltung, Monokulturen, Überdüngung, Herbizide, Epidemien und ein mangelnder Respekt vor der Natur.

Dieses Praktikum auf einem biologisch-dynamisch arbeitenden Hof hilft, dieses Bild aus der Vorstellung und dem reinen Vorurteil ins Erleben und die Realität zu rücken. Das Praktikum zeigt uns die Kreislaufwirtschaft, den Wert von Kompost und anderen Abfällen, die artgerechte Haltung der Herden und den gesunden Aufbau von Böden und verändert somit auch die Wertigkeit, die die Schüler der Landwirtschaft und den landwirtschaftlichen Berufen im Allgemeinen beimessen.

Die Schülerinnen und Schüler erleben vollwertige Nahrung und eine gelebte Verantwortung gegenüber der Natur und den Tieren. Gerade Jugendliche sind für diese Themen sehr sensibel und aufgeschlossen, ist es doch ihre Welt und Zukunft, die hier im Mittelpunkt steht.

Unsere Schülerinnen und Schüler erfahren sich in einer neuen Gemeinschaft, die das alte Bild von sich selbst schnell zurechtrückt. Auf dem Hof zählen nicht freche Sprüche oder schicke Kleidung, sondern Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Verantwortung und Kollegialität.

Ich bin dankbar für diese Erfahrungen, die unsere Schülerinnen und Schüler mit einem neuen Blick auf die Landwirtschaft und das Leben im Einklang mit der Natur bereichern.

Die Aussagen meiner Schüler bestätigt diesen Mehrwert: “Wir konnten alles tun, was die Landwirte hier vor Ort auch machen.”. “ So sollte ein Praktikum sein.”. ”Stallarbeit ist die coolste Arbeit, sie fängt früh an und alles ist noch ruhig”.

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