Ich poste – also bin ich / Digitale Lebenswelten junger Menschen in Russland und Deutschland / Studienreise nach Samara vom 1. bis 12. Oktober 2018 

15 Schülerinnen und Schüler, vor allem aus unseren 12. und 11. Klassen, aber auch je ein Schüler aus Klasse 13 und 10, nahmen in den Oktoberferien an einer Studienreise nach Samara und Moskau teil. Gefördert von der Stiftung Deutsch-russischer Jugendaustausch (Hamburg) und in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Ikj) hatte die Russischlehrerin Natali Siegling ein umfangreiches Reiseprogramm vorbereitet und mit dem Kollegen der Waldorfschule in Samara, Andrej Nikolajewitsch Yurtaykin, abgestimmt.

Fotos in der Galerie.

Nachdem wir am 1. Oktober erst von Leipzig nach Moskau und weiter nach Samara geflogen waren und alles gut überstanden hatten, wurden wir am Flugplatz von den Gasteltern abgeholt. Das Abenteuer begann, denn nun musste jede und jeder sich allein in einer russischen Familie verständigen! Konnten die Gastgeschwister noch ersatzweise in Englisch kommunizieren, so musste man mit den Eltern doch oft Russisch sprechen und – o Wunder – es ging! Viel half dabei eine kleine Vokabelsammlung, die die fürsorgliche Lehrerin für die Schüler zusammengestellt hatte. Manche übersetzten auch mit dem Handy – doch das Grundgerüst der Kommunikation musste doch vorhanden sein.

Am nächsten Morgen verteilten wir uns zunächst auf die Klassen 8, 9 und 10 und erlebten Physik-, Russisch- und Geografieunterricht auf Russisch. Später trafen wir uns mit unserem Projektpartner, der 10. Klasse. Zunächst stellten wir uns gegenseitig vor, sangen vorbereitete Lieder. O Wunder, unser „Schullied“ war den russischen Schülern „auf Russisch“ bekannt!

Wir hatten einen zweisprachigen Fragebogen zum Thema vorbereitet und ließen diesen zunächst ausfüllen. In den nächsten Tagen wurde er ausgewertet und man konnte feststellen, dass es in der Nutzung der digitalen Medien in beiden Gruppen große Übereinstimmungen gibt, aber auch Unterschiede. So gaben die deutschen Schüler z.B. an, das Internet auch zur Recherche für Hausaufgaben zu nutzen – während die russischen Schüler es ausschließlich zur allgemeinen Information, Unterhaltung und Kommunikation einsetzen.

Nun wurden fünf jeweils gemischte Gruppen gebildet, die sich auf künstlerische Weise mit dem Thema beschäftigten. In den nächsten Tagen entstanden: ein Plakat, eine Collage, ein dreisprachiges Lied, eine stumme Szene mit Masken sowie ein kleiner Film.

Nachmittags erkundeten wir die Stadt, bekamen eine Führung zur Architektur, eine Führung durch den Stalin – Bunker und besuchten das Raumfahrt – Museum.

Am Samstag hatten wir zunächst Projektpause. Der Sportlehrer der Schule in Samara führte uns zu einem Ausflug mit dem Schiff auf der Wolga und anschließender Wanderung in die Shiguli-Berge, mit Besichtigung einer Höhle und tollen Ausblicken. Den Sonntag verbrachten die Schüler in ihren Gastfamilien, die Lehrer trafen sich im Theater.

Am Montag (8. Oktober) wurden morgens die Projektarbeiten fertiggestellt und abends den Eltern der russischen Schüler präsentiert. Diese kamen zahlreich und waren an den Ergebnissen sehr interessiert, was sich auch in genauen Nachfragen und Kommentaren zeigte.

Am Dienstag hatten wir noch Zeit für den individuellen Stadtbummel, nachdem wir morgens noch mit der Schulleiterin Olga Yuriewna Brysiakina einige russische Tänze probiert hatten. Abends trafen wir uns am Bahnhof zur Abfahrt nach Moskau und die Gastgeschwister kamen zur Verabschiedung. Es war ein Abschied mit vielen Tränen, die beiden Schülergruppen waren in der kurzen Zeit sehr zusammengewachsen und alle bedauerten, dass uns bald schon wieder so weite Strecken trennen würden. Bei allen Problemen, die die Schüler in ihrem Projekt beim ungebremsten Umgang mit den elektronischen Medien festgestellt hatten, war es doch ein Trost, dass man sich immerhin schreiben kann – ich poste, also bin ich verbunden.

Es folgten eine gemütliche Reise im Liegewagen und zwei interessante Tage in Moskau, der größten Stadt Europas. In der Waldorfschule Put Serna fanden wir eine einfache, aber unkomplizierte und freundliche Unterkunft. Mit einem von Erlebnissen prall gefüllten Rucksack traten wir am Freitag die Heimreise an. Taxi, Warten, Flug, Zug… Wochenende.

Es bleibt stark zu vermuten, dass keiner dieser Schüler zum letzten Mal nach Russland gereist ist.

Christward Buchholz, der seine Schulkenntnisse in Russisch aus den 70er / 80er Jahren endlich erfolgreich anwenden konnte.