Weltinteresse
Mit dem Oberstufenbeginn in der 9. Klasse treten die Schülerinnen und Schüler in ihre eigentliche Jugendzeit ein. Nicht mehr das Vorbild des Klassenlehrers, sondern die sachliche, spezielle Kompetenz der verschiedenen Fachlehrer tritt jetzt in den Vordergrund.
Der Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer sowie Deutsch, Mathematik, Geschichte, Kunstgeschichte wird weiterhin in Epochen gegeben , aber nun von Fachlehrern.
Aufgabe des Lehrenden ist es nun besonders, jede Hilfestellung zu geben, damit sich die Vielfalt der Welt, auch mit ihren katastrophalen Gegenwartsproblemen, den jungen Menschen so erschließen kann, dass sie ein engagiertes, jugendlich-idealistisches Weltinteresse entwickeln können.
In den ersten drei Schuljahren ist es vor allem die Aufgabe des Musikunterrichtes, die Stimme und das Gehör des Kindes zu bilden. Dazu wird besonders der pentatonische Tonraum genutzt, in dem das Kind seine S eelenstimmung wiederfinden kann und es keine „falschen“ Töne gibt. Bereits in der ersten Klasse wird neben dem Singen das Spiel auf einer pentatonischen Blockflöte begonnen sowie die Kinderharfe eingeführt.
Im dritten Schuljahr, in dem das Kind einen wichtigen Entwicklungsschritt durchlebt, erfolgt der allmähliche Übergang in den diatonischen Bereich, in dem sich auch die Hörgewohnheiten des Erwachsenen bewegen.
Der Sprachunterricht beginnt in der 1. Klasse gleich mit zwei Fremdsprachen. Es werden hier jene Jahre genutzt, in denen das Kind noch aus der unmittelbaren Nachahmung sehr leicht und unbefangen lernen und aufnehmen kann. Der Unterricht in der Unterstufe wird ausschließlich mündlich und ohne jegliche Übersetzung erteilt.
Vielseitigkeit durch Singen, rhythmisches Sprechen, begleitet von sinnvollen Bewegungen, Spielen kleiner Szenen, eröffnen dem Kind die Welt der fremden Sprache. Über freudiges Mittun werden die Grundelemente für die kommenden Jahre nahezu „nebenbei“ angelegt.
Der handwerkliche Unterricht beginnt schon in der 5. Klasse. Neben der zweckdienlichen Form des Werkstückes steht dessen schöne Ausgestaltung im Vordergrund.
Die 9. Klasse bildet einen Einschnitt in Thema und Arbeitsweise des Werkens. Was in der Mittelstufe noch ein künstlerischer Umgang mit den mehr organischen Formen war, führt nun zu den streng vorgegebenen und handwerklich anspruchsvolleren Aufgaben im Tischlern, Korbflechten, in Metallbearbeitung, Töpfern Buchbinden, Handweben und Nähen.
Vor dem Hintergrund der Pubertät werden in der 9. Klasse neben den handwerklichen Fächern Schwarz-Weiß-Zeichnen und Plastizieren in mehrwöchigen Epochen unterrichtet. Gemäß der seelischen Situation des Jugendlichen, die er als einen schmerzvollen Gegensatz zwischen seiner eigenen Welt und der Realität der Außenwelt empfindet, wird im Zeichnen diese Polarität von Licht und Dunkel aufgegriffen und im schöpferischen Prozess wieder zu einer Einheit verbunden.
Auch im Plastizieren steht eine erneute Begegnung von Innen und Außen, von Schwere und Leichte im Vordergrund. Durch die eigene künstlerische Tätigkeit beginnt der Schüler zu erkennen, dass objektive Gesetzmäßigkeiten den Gestaltungsprozessen innewohnen und dass der Mensch verantwortlicher Mitgestalter an der Welt ist.